EideSw 16

Auf dem Nachhauseweg entspannte sich Andre nicht wirklich. Bisher hatte er die Geschichten der anderen nicht ernst genommen, wenn sie unter der Hand davon erzählt haben, was passieren konnte, wenn man mit Jako vor der Kamera arbeitete. Von unerklärlicher Anziehung hatten sie gesprochen und Dingen, die sie normalerweise niemals gemacht hätten. Außer mit Jako.

Wenigstens von der Anziehung merkte Andre nichts. Das erleichterte ihn doch ein wenig. Youtubergarn, mehr war an den Geschichten nicht dran. Dass er immer wieder zu ihm herüber schielte, während sie die Einkaufstaschen trugen, war nur seine Unsicherheit. Da war er sicher. So sicher, dass er ein weiteres Gespräch anfing, als sie seinem Zuhause näher kamen.

„Wie ist das eigentlich genau mit diesem Shipping-Problem, was du da hast?“

„Weißt du das nicht?“, war die erstaunte Erwiderung. „Und ich dachte, dass sich das unter uns rumgesprochen hätte. Nach Marti. Der ist doch so eine Plaudertasche.“

„Der hat nur was davon gequatscht, dass ihr beide kräftig georgelt hättet, bis er Geigen hörte und niemand vorher seinen Bass so zum Schwingen gebracht hat. Absoluten Blödsinn also. So wie Flo, der bei dem Gespräch nur genickt hat und irgendwas davon redete, dass du schon ein harter Ficker wärst und es verstehen würdest, jemanden kräftig anzupimmeln.“ Jako schmunzelte.
„Welcher?“, fragte er unschuldig.

„Wenn ich so darüber nachdenke… eigentlich beide.“ Sie hatten die Haustüre fast erreicht.

„Na gut, ich erkläre es dir. Mein Shipping-Problem wird medizinisch eigentlich FÜS genannt, was für ‚Fafiktion-Übertragungs-Syndrom‘ steht.“ Dabei blieb er stehen. Als Andre es ihm gleich tat und ihn anschaute, fuhr er mit einen französischen Ton fort. „Ich habe FÜS, gib mir einen Küss.“

„Idiot“, sagte Andre und ging weiter. „Was bedeutet das?“, fragte er dann.
„Genau wissen das die Ärzte auch noch nicht. Aber die weitläufigste Theorie besagt, dass es sich um eine Inkarnation von erotischen Vorstellungen von Fans, überwiegend sogar Fangirls handelt, die mich sozusagen dazu bringen, ihre Fantasien auszuleben.“ Jetzt war es Andre, der zwei Meter vor der Türe anhielt.

„Das ist doch ein Witz oder? Wie soll das denn gehen?“ Er drehte sich zu seinem Gesprächspartner um und erschauderte. Kraftlos ließ er die Einkaufstaschen aus seinen Händen gleiten. Jako sah umwerfend aus, wie er dort im Halbdunkeln stand und in anblinzelte. Auch er stellte seine Taschen ab und war mit einem Schritt bei ihm. Andre bebte so sehr, dass die winzigen Wellen auf seiner Körper sich gegenseitig brachen.

„So“, flüsterte Jako kaum hörbar und küsste ihn wieder. Andres Widerstand erlahmte. Er erwiderte den heißen, feuchten Kuss seines Freundes und zog in noch näher an sich, während der ihn umklammerte, um ihm möglichst nah zu sein, begannen Jakos Hände zu wandern. Vom Rücken zu den Wölbungen seiner Seiten, hinab zu seinem prallen Hinterteil.

„Jako!?“ Halb erstaunt, halb zerschmelzend drang das Wort aus Andres Mund, als er Atem holen musste.

„Ich liebe es, wie weich du dich anfühlst“, erwiderte der Große, löste seine Haarband mit einer fließenden Bewegung und küsste ihn erneut. Noch heißer und inniger als zuvor.

„Jako“, wisperte Andre bei der nächsten kurzen Verschnaufpause. Wenigstens für seinen Mund. Denn Jako hatte alles im Griff. Wirklich alles, was jetzt zählte.
„Du Armer. Deine Sachen sind dir viel zu eng. Lass uns reingehen und dich davon befreien.“

Andre nickte leicht und kramte in seiner Jacke. Jakos sanfte streichelnde Bewegungen machten es ihm nicht einfacher, den Schlüssel zu finden. Endlich hatte er den Schlüssel in der Hand, während Jako ebenfalls etwas befreite und in seine Hand nahm. Auf der Straße vor dem Haus, in dem er wohnte. Wenn das jemand sehen würde. Hektisch fummelte er seinen Schlüssel in das Schloss und öffnete die Türe. Keine Sekunde zu früh, denn fummeln konnte Jako auch.

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