Dies Kurzgeschichte habe ich für meine spontane Beteiligung an Margrets Lesegasmusbox-Gewinnausschreibung verfasst. Auf ausdrücklichen Wunsch meiner verehrten Mitbewohnerin June Is , die ebenfalls eine Geschichte zu dieser Ausschreibung beigetragen hat.
Viel Spaß, und seid nett, denn
Frau Pappel kehrte
Das Tat sie jeden Tag. Morgens, mittags und abends. Wie es den anderen Hausbewohnern gelang in so kurzer Zeit so viel Dreck zu hinterlassen war ihr ein Rätsel.
Zerdrückte Dosen, Zigarettenkippen, Taschentücher, Scherben und allerlei weiteren Unrat schien sich wie von Geisterhand in dem kleinen Innenhof zu sammeln, für den Frau Pappel sich verantwortlich fühlte. Nicht, dass sie den Besen schwingen musste, gerade in ihrem Alter, aber sonst machte es niemand. Frau Pappel aber mochte es nicht, wenn Dinge liegen blieben. Erst recht, wenn dies am falschen Ort geschah.
„Ah, schau an. Die Königin des Hinterhofes gibt wieder eine Audienz, wah“, spottete Herr Tulpe, der Hausmeister, als er gemütlichen Schrittes, mit einer Kippe im Mund und einem Bier in der Hand auf den Hinterhof trat.
„Ich habe einen Namen, Herr Tulpe“, entgegnete sie mit brüchiger Stimme, während sie weiterkehrte, ohne dem Mann auch nur einen Blick zuzuwerfen.
„Is recht“, erwiderte dieser und rülpste laut. „Is mir aber auch egal.“ Damit warf er seine brennende Fluppe weg, kippte sein Bier hinunter und warf die Dose ebenfalls einfach auf dem Boden.
Nun hielt Frau Pappel doch inne und fixierte den bierbäuchigen Flegel.
„Ich bitte um ein wenig Respekt, junger Mann! Wenn ich schon die Arbeit mache, welche eigentlich eure ist, kann ich das erwarten.“
„Jetz noch so´n geschwollenes Gequatsche “, entgegnete der Hausmeister überrascht. „Was´n. Hast Sehnsucht nach Schlägen, wie?“
„Nein, ich möchte nur, das …“
„Euch? Ihr? Was wird das? Dein Name ist mir Wurst, Alte. Und ob du hier kehrst auch. Hab dich nicht gebeten.“
„Wie ist mein Name, Bursche?“, fragte Frau Pappel erneut mit nun fester Stimme. Ihre knochigen Hände fasten den Besenstiel ein wenig fester und richteten ihn auf den Taugenichts.
„Dat is mir…“
BAMM.
Weg war der Mann. An seiner Stelle rieselte ein wenig Schnee zu Boden.
Und noch etwas.
Frau Pappel lächelte und senkte ihren Besen. Dann hob sie die dicke Tulpenzwiebel auf und verstaute sie in ihrer Tasche.
Nachher würde sie die Hausverwaltung anschreiben und sich als Hausmeister bewerben. Gerade war eine Stelle frei geworden, wie sie wusste. Und wenn sie ohnehin schon kehrte, konnte man sie auch dafür bezahlen.